01 Aug Weggemavt
Friedensfahrt Etappe 7: Brünn – Ölmütz
Zu spät! Der Rentner, der mir entgegen fuhr, hatte einen Rasenmähermotor an sein Rad gebastelt. Ich hab’s gesehen, aber nicht schnell genug Kehrt gemacht. Vermutlich war es MAV. Ein Fahrrad mit Hilfsmotor, die im deutschen Osten produziert wurden. Hühnerschreck nannte man sie damals. Jetzt isser weggemavt und ich kann kein Bild mehr machen. Begegnet ist er mir bei Adamov. Später erfahre ich, dass in der scheußlichen Industriestadt Adamov fast das Auto erfunden wurde. Fast. Ein Historiker hatte den „Zweiten Marcus Wagen“ irrtümlicherweise falsch datiert. Die Erfinder aus meiner Heimat müssen also nichts fürchten. Der Wiener Herr Ingenieur Marcus, der zeitweise in Adamov wirkte, war später dran. Nach ihm ist die Marcusgasse benannt. Dem Tüftler, der in Adamov das Fahrrad mit Rasenmähermotor entwickelt, wurde leider keine Gasse in Wien gewidmet. Man sollte eine Online-Pedition starten. Das MAV als Vorgänger der E-Bikes sollte eigentlich populärer werden. Ich knattere ohne Motor weiter Richtung Nordost, rein ins Herz Tschechiens und denke: bißle wie Schwarzwald, dieses tief eingeschnittene Tal. Dann quetscht sich der Radweg an immer weiteren Fabriken vorbei, Schwermetall und Maschinenbau, und ich denke: vielleicht eher Sauerland, die Täler in Ruhrpottnähe. Der Radweg steigt weiter. Oben nach der Waldkante sieht es plötzlich aus wie Schwäbische Alb. Ich denke: Lass die schlimmen Hilfsvergleiche besser sein und schau nach, wo du bist: Ich fahre durch den Mährischen Karst. Aha. Überall Felsen und Höhleneingänge. Schön hier. Nur den Gulasch mit Reis vom simplen Landgasthof würde ich das nächste Mal weg lassen. Kein Gulasch vor einem achtzehnprozentigen Idiotenbuckel. Nicht mal die vier Fleischreste, die ich serviert bekam. Nach der Steigung, von mir aus. Das komische Gulaschgewürz atme ich noch in Olmütz. In dieser Stadt ist‘s eigentlich ganz hübsch, man darf sich von den Plattenbauten im Westen nicht irritieren lassen. Im Zentrum ist die sechstgrößte Stadt Tschechiens hübsch hergerichtet. Ein bisschen schlafmützig wirkt es, vermutlich sind viele in Ferien. Halb Olmütz liegt an der Adria oder an der Ostsee. Nur ich bin da – und ein paar Einheimische, die hängen geblieben sind. Auch schön, so eine geräumige City. Erkenntnis des Tages: Was Rückenwind ausmacht, lernst du erst richtig schätzen, wenn Du es voll vorn vorne bekommst. Ich bin doch nicht an der Ostsee, oder?
Brünn – Olmütz: 110 km, ca. 1000 Höhenmeter