08 Jun Zeit
Bergerfahrung, Etappe 14, Ponte in Valtellina – Osteno, 97 km, ca. 600 Höhenmeter
Nur weil es in der Zeitung für Leute mit viel Zeit steht, muss es nicht zwangsläufig falsch sein. Obwohl der Autor selbst bekennt, keine Ahnung von Fahrradsport zu haben, kann er einen Zufallstreffer landen. Man fragt sich allerdings schon, warum die ZEIT Autoren über Themen schreiben lässt, von denen sie keinen blassen Schimmer haben, und noch schlimmer: keine Offenheit für das, was ihnen nach eigenen Bekunden wesensfremd ist.
Da mir ein Tagebuchleser das Zitat aus der ZEIT geschickt hat, verziert mit der Bemerkung, dass es auf uns Expresso-Boyz alles zutreffen würde, will ich zum Abschluss unserer Bergerfahrung die Meinung von Francesco Giammarco trotzdem zur Diskussion stellen. Sie lautet:
„Rennradfahren verlangt einem auf jeden Fall eine gewisse Härte gegen sich selbst ab. Gleichzeitig macht genau das Radfahren zum absoluten Breitensport der Gegenwart. Er funktioniert über Konsum, Nerdtum und Selbstdarstellung.“
Meine bescheidene Alternativ-Meinung: Konsum und Nerdtum gehören grundsätzlich zu jeder Disziplin, die man mit Leidenschaft verfolgt. Vulgo: Hobby. Da ist die ZEIT wie das Radfahren selbst: Umständlich, langwierig und viele Irrwege, bevor man auf eine banale Lösung kommt, die man vorher gewusst hat. Also eher ZEITverschwendung, was man dem Radfahren ebenfalls vorwerfen kann. Am dritten Punkt mag was dran sein: Er lautet: Selbstdarstellung. Wir haben geschwärmt gefilmt und geschrieben bis an die Grenze zum Erträglichen. Drum ist es fein, dass jede Tour ihr Ende findet und unser Veröffentlichungszwang an der Grenze zum senilen Influencertum in sich zusammen fällt. Wir sind nach einer flachen Genussetappe würdig in Osteno empfangen worden und für meinen Teil am Bahnhof in Lugano abgeholt worden. Ich sage zum Abschluss Bravo Sportskamerad Michl Luz, Grande Diesel!
Vielen Dank an alle, die uns den Ausritt gegönnt haben, und ihn – in welchem Medium auch immer – verfolgt haben. Hat Spaß gemacht, Euch auf unseren wirren Wegen mitzunehmen. Danggedangge fürs Lesen und schauen. Wir wünschen Euch allen: feine Reiseerlebnisse und freuen uns über jede und jeden, der uns auch mitnimmt.