30 Jul Genussfahrt
Deutschland-Protokoll, Etappe 12 (Fischen – Alpe Schlappold)
Manche von denen, die Plastiksichtschutz mit Heckenmuster drauf um ihre Metallumfriedung gemacht haben, sitzen in der Bergbahn zum Fellborn und sehen wie sich auf dem Teerweg mit schwerem Tritt einer den Berg hochwindet. Mehrere Mauern mit über zwanzig Prozent sind da drin. In der Gondel sagen sie, der Typ hätte nicht mehr alle Latten am Zaun. In den Serpentinen mach ich Stehversuche, damit ich wieder Luft kriege. Die letzte lange Rampe kann mich mal. Zu Fuß ist auch gut. Bin nicht bei Olympia.
Der Teerweg zur Alpe ist ungefähr der höchste Punkt in Deutschland, den du mit dem Rennrad erreichen kannst, ohne es zu schultern. Wenn Du kannst. Du kannst alternativ auch den Aufsprunghügel der Skiflugschanze hochstrampeln. Aber bitte viermal hintereinander. Als genussvolles Finale meiner Tour ist der Berg gerade richtig. Das Gepäck hatte ich im Schließfach deponiert. Ein Extrembergritzel wäre schick gewesen. Man kann nicht alles haben. Ich muss Euch nicht vorsingen, wie das finale Bergwertungsbier schmeckt. Das Schöne an der Steigung: Kein E-Biker weit und breit. Vermutlich würde der Akku schlapp machen.
Feierabend.
Ich möchte Danke sagen. An die baskische Genossenschaft Orbea ein wirklich edles Rennrad. An Ortlieb für feine Taschen. Ans Wetter für die Rücksicht. An Werner von Seebach für den Empfang. An Miss Germany und Kali Werra Tiefenort für die Gastfreundschaft. An den Friedensfahrer Horst für Geschichten, Kaffee und Kuchen. An Sachsen-Anhalt für die Durchfahrtsgenehmigung. An die vielen Menschen, die mir mit einem plausiblen Espresso die Etappen gerettet haben. Und an die vielen Infotafelaufsteller.
Entschuldigen will ich mich bei der Dame, die das eingebräunte Bettuch gereinigt hat. Ich verspreche, das nächste Mal nicht auf dem Schokoladenbetthupferl einzuschlafen.
Ganz herzlichen Dank an alle, die mir social und virtuell durch Deutschland gefolgt sind. Ihr habt mich blendend unterhalten. Danke für Likes, Anregung und Anfeuerung. Ausklicken. Verneigung. Wieder einklicken. Extra-Danke an meine Kunden, die mir den Urlaub erst ermöglicht haben. Ebenfalls tiefe Verneigung.
Erkenntnis des Tages: Deutschland ist immer eine Reise wert. Vorder-, Mittel-, Hinter-, Ober-, Unter-, Hoch-, Nieder-, Dunkel- und Irgendwas-Deutschland. Den plakativen Stolz auf Deutschland kann man sich trotzdem schenken. Stolz ist passiv und arrogant. Besser man bastelt dran weiter, dass es noch schöner für alle wird. Und wenn ein E-Bike dazu beiträgt… von mir aus. Auf Wiederradeln.