14 Sep 7fuffzich
Passkontrolle Nachtreten, Etappe 1: Zürich – Vierwaldstätter See
107 km, ca. 1700 Höhenmeter
Die Sonne scheint. Der Belag rollt. Die Radwegstreifen sind vorbildlich markiert. Zwei Espresso im schäbigen Pappbecher machen siebenfuffzich. Wir sind in der Schweiz. Rütischwur vom Mai. Da waren in Rüti in die Bahn gestiegen, wegen Sturzregen bei 4 Grad, ich mit den Lippen blauer als meine Augen. Darum jetzt nachtreten. Die Pässe, die wir im Mai ausließen, müssen kontrolliert werden. Ehrensache. Heute Ibergeregg. Bei Kaiserwetter, wenn die Schweiz einen hätte. An meiner Seite Passkontrolleur und Kameramann Michael Luz. Kann also fast nix schief gehen, außer das Übliche. Mal echt, so sonnig gesehen ist die Schweiz ihr horrendes Eintrittsgeld wert, und zwar jeden Rappen. Ich mag die Schweizer ja überhaupt nicht, wenn sie selbstherrlich behaupten, ihre paar Quadratmeter wären die schönsten der Welt. Aber was willste heute machen? Null Argumente dagegen. Am Nachmittag kurbeln wir vom Zürisee, die Rampen hoch in Richtung Schwyz. Mit einem Lächeln, weil man gar nicht schneller fahren will, bei der Landschaft (Ja, auch nicht kann). Ich mag ja keinen Kitsch, aber wenn’s so dicke kommt… Postkartenaussichten, wo du nur hinguckst. In der urigen Hütte unterhalb der Passhöhe krönen wir den Sahnetag mit einer Meringe, für die man eine Jahresproduktion Schweizer Zucker geopfert hat. Die nächsten Jahre sollte Unterzucker kein Thema sein. Im Abendlicht gleiten wir auf fizinalem Landsträßchen zum Vierwaldstätter hinab. Das Leben ist schön an solchen Tagen. Erkenntnis: Auch bei Kaiserwetter können Umstände eintreten, die einen in die Bahn zwängen. Steinschlag auf dem Radweg, der die einzige Verbindung außer einem langen Schnellstraßentunnel für den Fernverkehr darstellt. Die braven Schweizer hatten extra einen Streckenposten aufgestellt, der die Alternativlosigkeit der Lage erklärte. Bon, Michl hatte sowieso den Helm in Stuttgart liegen lassen. Steinschlag also ernst zu nehmendes Argument.