Goldener Steig - Texter Sautter
17596
post-template-default,single,single-post,postid-17596,single-format-standard,ajax_fade,page_not_loaded,,footer_responsive_adv,qode-theme-ver-9.2,wpb-js-composer js-comp-ver-7.9,vc_responsive

Goldener Steig

Friedensfahrt, Etappe 4: Frauenau – Krumlov

Bayrischer Wald gegen Böhmerwald 0:1. Aber deutlich. Auf der bayrischen Seite nahm ich die Straße auf halber Höhe durch den Naturpark. Halbhöhenlage – da denkt der Stuttgarter: Super Aussicht. Da denkt der Wald: Was denkst du denn, ich bin doch Wald! Also keine Aussicht, zumal gleich oberhalb der Baumwipfel die Wolken hingen.

Vom kleinen Kaff Mauth aus kletterte ich den Goldenen Steig hoch. Muss wohl im Mittelalter ein wichtiger Handelsweg gewesen sein. Heute sagen sich Fuchs und Luchs gute Nacht. Die Straße wird immer schmäler. Hinter Finsterau führt noch ein einziges Sträßchen an die Grenze. Auf tschechischer Seite Feldweg. Aber was für einer. Durch ursprüngliche Hochmoore schlängelt sich das vorzügliche Teersträßchen hindurch, fein abwärts geht’s auf tschechischer Seite sowieso. An der wunderbaren Berghütte bekomme ich etwas serviert, ohne dass ich die Vokabel „Gulaschsuppe“ auf tschechisch beherrsche. Sieht dann halt nur so ähnlich aus wie Gulaschsuppe, und schmeckt ganz anders. Es folgen die schönsten vierzig Kilometer Radweg, die ich je entlang schnürte. Und keine Vorurteile bitte. Keine einzige volkstümliche Blaskapelle hat mir aufgelauert. Auch nicht in den Kneipen, in denen ich zweimal Unterschlupf fand, weil sich das, was sich auf bayrischer Seite angestaut würde, auf der böhmischen Seite niederging.

Überhaupt die Landschaft. Kein intensiver Landbau, keine angestochenen Moore und keine Forstwirtschaft, einfach ein wunderbarer Naturpark. Deutsche Kennzeichen: keine. Vielleicht trägt auch das zum Naturschutz bei. Die böhmische Seite ist so viel schöner als die bayrische. Und in Bodenmais stehen sich die Touris auf den Zehen. Apropos… Ich geb’s zu: Von der Stadt Krumlov las ich erstmals, als ich für diese Tour recherchierte. Radfahren schließt Bildungslücken. In Asien hat vermutlich jeder Zweite von der Stadt gehört. Ich versteh auch sofort warum. Hier kriegst du ganz Europa auf ein einziges Bild. Kannst Heidelberg und Rothenburg auslassen. Krumlov rules. Zumal mein kleines Pensiönchen sowas von pittoresk an der Moldauschlaufe liegt. Da bin ich ganz bei den Asiaten.

Erkenntnis des Tages: Wenn du hier „Eingelegte Wurst“ bestellst, ist das keinesfalls ein Wurstsalat. Ich bekam eine längs aufgeschnittene grobe „Rote“, innen grob, mit Gurke und wasweißich gefüllt. Lecker wars, etwa die Art Radfahrernahrung, auf die ich mich so freute.

Frauenau bei Zwiesel – Krumlov 130 km, ca. 1450 Höhenmeter

Goldener Steig
Aus dem Böhmerwald stammen die Kugeln in unseren Gärten
Krumlov