21 Mai Ende Gelände
Passkontrolle, Tappa quadro: Vierwaldstätter See – fast Grimsel – Innertkirchen
100 km
Wenn alles glatt läuft, ist‘s ja eher langweilig. Lustig wird das Reisen erst, wenn was schief geht. Passiert bloß selten, wenn zwei Vollprofis zur Passkontrolle schreiten. Heute also Königsetappe: vom Vierwaldstätter See über den Brünigpass ins Berner Oberland und dann über den Grimsel in Wallis. Besonders grandios ist unsere Planung unter anderem, weil der Grimsel schon geräumt ist, aber noch für Autos gesperrt. Da hast Du als Radler den Pass für Dich alleine. Die Webcams von der Grimselhöhe letzte Woche gecheckt: biggobello. Zugegeben, das Wetter gestern, das kannste nicht planen. Aber sonst: Super Reiseplan. Und heute ein großes Wetterfenster ohne Regen angesagt. Nur am Abend wieder Niederschlag, aber da sind wir längst im Wallis, wo es besser sein soll. Extrem umsichtige Reiseplanung! Mit allen Wassern gewasch… lassen wir das. Wir also früh raus, damit wir die erste Fähre über den See erwischen. Für den Geschmack des Fährmanns waren wir zwar etwas zu gut drauf, aber kannste auch nicht anders, wenn alles wieder trocken ist und die Sonne schon zaghaft durchscheint. Beine übrigens auch bene. Sonst wären wir den steilen Stich am Brünig niemals hochgekommen. Bißle spät dran am Fuße des Grimsel, aber egal. Und da muss man schon sagen: Gut, wenn du mit einem Michl Luz unterwegs bist. Mein Vier-Uhr-Loch in den Oberschenkeln hat der einfach wegmoderiert. Klasse Leistung! Ab Grimselsee wurde es dann garstig. Von hinten die Wolken, von vorne die Gesperrt-Schilder, aber wir wussten ja, dass alles frei sein würde. Dann Wolken von vorne und nach der nächsten Biegung von der Seite. Michl lustig am Fotografieren. Mein Vier-Uhr-Loch längst vergessen. Bißle frostig gewiss, aber egal, die schwäbischen Helden können beim Grimselüberflug von nichts und niemandem aufgehalten werden. Bald ist oben Passkontrolle. Und dann Runtersausen ins warme Wallis. Noch ne Biegung und ääh… die Straße versank unter meterhohem Schnee. Klarer Fall von Ende Gelände. Kurzer Euphorieknick der Zweimann-Reisegruppe. Also wieder zurück nach Norden, dorthin wo Regen mit Schweizer Pünktlichkeit erschien. Keine Forellen, denen ist es zu kalt da oben. Als wir unten in Innertkirchen beim Hotel um ein Zimmer ersuchten, war fast alles wieder so wie gestern. Parole Portemonnaieföhnung. Die freundliche Wirtin des Posthotels ließ es sich nicht nehmen, die triefend deutschen Reiseprofis dahingehend zu informieren, dass der Grimsel um diese Zeit nie wirklich frei ist. Erst Anfang Juni, niemals früher, und dieses Jahr gleich dreimal nicht, wo noch vor zwei Wochen acht Meter Schnee lagen. Das Wort „naiv“ leuchtete ihr von hinten durch die Stirn. Michl und ich verschluckten unseren grundsoliden Webcam-Check. Erkenntnis des Tages: Wo Planung versagt, fängt Duschen an. Die haben feine Duschköpfe in den Hotels. Kein Wunder, im Wasserspritzen ist die Schweiz echt suuuper.