26 Sep Surfbrett
Grenzerfahrung (Etappe 13): Böbrach – Plattling, 40 km, ca. 400 Höhenmeter
Die Leute haben komische Marotten. Der Surfer mag die Pfütze unter meinem Sitz wahrgenommen haben. „Bei dem Wetter radeln wollen, was ein Trottel“, las ich hinter der Surferstirn ab. „Kein Wunder, dass er sich in den Zug setzt,“ stand da geschrieben. Weiter wollt ich nicht lesen. Dabei hatte ich mich auf die Etappe gefreut, die flach durch Niederbayern geführt hätte, als verdiente Erholung nach dem Mittelgebirge. Andererseits: In Plattling in den Zug setzen – wenn nicht in Plattling, wo sonst…
Zuvor war ich die Hänge des Bayernwaldes hintergesurft. Dabei hätt ich gerne Lycra und Fahrrad gegen Neopren und Surfbrett eingetauscht. Die Laster überholten mich mitleidigerweise mit drei Metern Abstand. War aber egal, ich war schon nass. Trotzdem Danke.
Noch ungemütlicher als das Radeln der Blick auf die gleichgeschalteten Wetter-Apps. Drei Tage Regen vorhergesagt, überall, also in Nieder- und in Oberbayern, über 1000 Metern in Schnee übergehend. Die Roßberghöhenstraße bei Berchtesgaden im Spätsommer: nicht vor nächstem Jahr. So lange wollt ich doch nicht warten. So spannend ist die Gegend nicht, dass ich mit niederbayrischen Schwänken ein Jahr Diario füllen könnte.
Erkenntnis des Tages: Es war womöglich ein Fehler, den jungen Surfer nicht zu interviewen. Die Story hätte dieses letzte Rad-Diario des Jahres mit einer nikiplüschen Pointe abgeschlossen.
Diesen finalen Höhepunkt des modernen Radjournalismus muss nun ich schuldig bleiben. Ich bedaure und gelobe Besserung. Der Plattling dankt fürs allseitige Mitradeln und verabschiedet sich in die Winterpause. Bleibt fit und gesund.