22 Nov Reportage Radwege
OHNE ANHALTEN DURCH DIE GALAXIS
Es könnte alles so einfach sein … Bernd Sautter wünscht sich das Knotenpunktsystem, die simple
Radnavigation ohne Sterne oder GPS.
Wenn Radwege an Knotenpunkten sternförmig zusammenlaufen, kann die Beschilderung einfach bleiben. Beim Knotenpunktsystem reichen zweistellige Zahlen als Weghinweise. Auch in Deutschland funktioniert es. Wenn nur alle wollten. Ein Plädoyer. Mein Beitrag für das fahrstil Magazin #41 Stern.
Die Niederlande haben ihr Fietsknooppuntennetwerk längst flächendeckend. In Belgien fehlen wenige Winkel in der Wallonie zur Hundert-Prozent-Abdeckung. Dänemark führt gerade das Cykelknudepunktsnetværk ein. Natürlich flächendeckend. Zu deutsch nennt man es Radknotenpunktsystem. Wobei der Name das schwierigste ist an allem. Der Rest bleibt einfach. Vielleicht ist es das Schicksal der simplen Ideen, dass sie zu wenig geschätzt werden. Einfach den Zahlen nachfahren, die man sich am Beginn der Fahrt zurecht gelegt hat. Wer nächste Zahl vergessen hat, schaut kurz auf den Infokarten nach, die plakativ an jedem Knotenpunkt aufgestellt sind. Es gibt viele Gründe, warum die Orientierung auf dem Rad mit Zahlen besser funktioniert als mit Ortsnamen und Richtungsangaben. Weil die Beschilderung eindeutiger ist, weil man weder eigenen Orientierungssinn noch Hilfsmittel benötigt, weil die Zahlenbeschilderung gepflegte Radwegnetze voraussetzt, und, und, und…
Da die Knotenpunkte zusätzlich bei Komoot, Outdooractive, Bikemap und Co. verzeichnet sind, wird sogar die Online-Routenplanung leichter. Das Beste daran ist allerdings, dass es ohne Apps, digitales Zeugs oder eigenes Pathfinder-Gen funktioniert. Tatsächlich spricht vieles dafür, funktionierende Orientierungshilfen dort anzubringen, wo sie zum Ziel führen: im echten Leben von Radfahrerinnen und Radfahrern. Rechts und links der Radwege, an den vielen verwirrenden Kreuzungen, überraschenden Abzweigungen und umständlichen Radwegführungen, die in Deutschland alle Nase lang eine echte Herausforderung darstellen. Sogar Leute, die mit zuverlässigem inneren Kompass ausgestattet wurden, verradeln sich oft auf unbekanntem Terrain. Meistens dann, wenn die Wegführung in die eigentlich falsche Himmelsrichtung weist. Was oft passiert, wenn die brachialen Autotrassen den Weg versperren – und der gesittete Radverkehr nur auf Umwegen ans Ziel gelangt. In diesen Fällen sind Knoten und Nummern eine feine Sache. Zumal sie nicht nur an Gabelungen helfen, sondern auch auf kreuzungsloser Fahrt – als Bestätigung, dass man noch in die richtige Richtung strampelt. Noch ein Argument: Nummer leiten präziser. Schon in größeren Dörfern können mehrere Knotenpunkte eingerichtet werden, in Städten sowieso. Ortsunkundige sparen sich viele spaßbefreite Umwege.
Fixsterne der Orientierung
Ob die Leserinnen und Leser des fahrstil Magazins von den Knoten profitieren, sei dahingestellt. Sie gehören überwiegend zu den Alltagsradelnden, die im eigenen Revier locker auf Schilder verzichten können. Ebenso die Radreisenden unter der Leserschaft. Sie benutzen häufig Radfernwege. Und die sind – Überraschung – inzwischen sogar in Deutschland halbwegs anständig ausgewiesen. Außerdem verfügen Intensivradelnde meist über einen ausgeprägten Orientierungssinn. Notgedrungen. Die Knotenpunkte begeistern vor allem die Ausflugsradlerinnen und -radler und alle, die nur gelegentlich aufs Rad steigen. Also die überwiegende Mehrheit. Sie lassen all diejenigen an jeder Kreuzung aufatmen, die mehr Spaß… (weiter lesen im Fahrstil Magazin #41 Stern)