Banane - Bernd Sautter
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Banane

Banane

Neues von den Balkanplatten, Etappe 10, Imotski – Konjic, 107 km, 1900 Höhenmeter

Schon ein komisches Gefühl mit vorgehaltener Banane auf den Grenzposten zuzufahren. Sowas passiert halt, wenn die Taschen voller Nährstoffe sind – und dir dann einfällt, dass du den Perso nicht verstauen brauchst, weil vorne bosnischer Grenzposten. Also lässt du den Perso in der einen und die Banane in der anderen Hand. Egal, wo die Banane hinzeigt. Proviant war heute geraten, da lange Kilo- und Höhenmeter durch den einsamen Teil der Herzegowina. Frappierender Unterschied: Zu Hause erscheint mir ne Banane als ordentliche Mahlzeit. Dort schneide ich sie klein und genieße. Schon nach einer Stunde auf dem Rad: Ein Habs und weg. Da flutscht das Banänchen die Speiseröhre runter, praktisch ohne Kauen an einem Stück.

Bosnien-Herzegowina also. Natur im Überfluss. Wenn du zu Hause rumgurkst, wo du wohnst oder im benachbarten Ausland, hast du ja immer ne Ahnung, was dich erwartet. Franken: günstig gutes Essen. Schwarzwald: Dunkle Nadelwälder, die dich depressiv machen. Vorpommern: Nix los und wenn doch, wirst du von den Leuten kräftig angeraunzt. Aber hier in der Herzegowina? Du kannst das gerne mal ausprobieren. Wenn ich dir sage: „Blidinje“. Na? Irgendwelche Ideen?

Tatsächlich ist dieser Nationalpark eine imposante Hochebene auf 1200 Höhenmeter. Wenn du an der Kante stehst, nur leicht erhöht, schaust du auf spektakuläre Weise ins quadratkilometerweit Nichts. Wieder sowas, das du kaum fotografieren kannst. Weil du die dritte Dimension brauchst. Du schaust runde 20 Kilometer weit in die Ebene. Obwohl du in der Bergen bist. So ähnlich. Eigentlich unbeschreiblich. Und dann war ja klar: Wenn du denkst, dass keine Wirtschaft kommt, steht halt doch ein Restaurant an der Straße. Pünktlich zu Mittagszeit. Also bestell ich extra was landestypisches, aber bloß nicht deftig. So ne kleine Polenta mit ein paar Tupfern Joghurtsauce zum Beispiel. Was da plötzlich auf dem Tisch stand, da hab ich erstmal keinen Ton rausgebracht: zwei Bottiche voll, einer gehäuft mit Gries, der andere randvoll mit Joghurt, da wär ein Maßkrug übergelaufen, wenn du den umgefüllt hättest. Jetzt sag ich mal so: Die Bottiche aufzuessen, wär etwas so anspruchsvoll gewesen, wie 30 Bananen am Stück.

Vielleicht hätt ich vorher googeln sollen, um rauszufinden, dass die Mahlzeit hier in Kübeln gereicht wird. Aber das sagt sich so leicht. Da hättet ihr mal mein wohlstandsverwöhntes dummes Gesicht sehen sollten, als ich beim erste Café in einen weißen Bildschirm auf meinem Taschentelefon gugge. Weil nichts lädt, und nichts geht mehr. Und von wegen „Option zubuchen“. Nicht bei meinem Supereinfach-Anbieter mit der coolen Werbung. Lösung: eSIM. Und jetzt kommt’s: Bei vielen Anbietern gibt’s einen speziellen Balkan-Tarif. Jetzt echt: Balkan-Tarif! Letzte Zweifel also auch ausgeräumt. Wir sind am Ziel – aber noch lange nicht fertig.

Erkenntnis des Tages: Ratschlag an alle Volltrottel (m/w/d), die einem Verdummungskonstrukt anhängen, das sich einst gefunden hatte, weil jemand die D-Mark wieder haben wollte. Herzlich willkommen in Bosnien. Hier gibt‘s die „konvertible Mark“ als Währung. Heute noch. Einst war sie im Wert an die Deutsche Mark gekoppelt. Drum heißt sie so.

Naja, wenn ich mir‘s richtig überlege. Bleibt, wo ihr seid. Mit Euch werden wir schon fertig. Ihr seid doch eh Banane.